Auszubildende in Schutzkleidung

Was tun, wenn der Azubi sich nicht an Regeln hält?

Azubis sind Mitarbeiter. Und genauso wie Mitarbeiter halten sie sich nicht immer an bestehende und bekannte Regeln. Teils weil andere es ihnen falsch vorleben, teils aus Bequemlichkeit. Ein beliebtes Thema ist die Persönliche Schutzausrüstung (PSA), die gerne mal “vergessen” wird. Diesen Umstand dürfen Sie als Ausbilder/in keinesfalls tolerieren. Es ist Ihre Verantwortung, den Auszubildenden Arbeitsschutz und Arbeitshygiene beizubringen und in Ihrem Aufgaben- und Verantwortungsbereich auch durchzusetzen.

Aber wie spricht man das an und wie kann man das Verhalten nachhaltig positiv beeinflussen?

Auszubildende in Schutzkleidung
Auszubildende in Schutzkleidung

Lassen Sie uns ein Situationsbeispiel durchspielen, in dem ich Ihnen ein effektives Nutzen von Fragetechniken zeige. Sie stellen fest, dass der Azubi Johannes seine PSA nicht wie vorgeschrieben trägt. Er hat keine Arbeitshose an, sondern trägt seine private Jeans. Sie wollen eingreifen und ein Gespräch führen.

Ausbilderin: Hallo, Johannes. Komm doch mal bitte kurz mit mir ins Büro …. Ich habe wahrgenommen, dass du deine Arbeitsschutzkleidung nicht vollständig trägst. Dass das Tragen der PSA wichtig ist, hatten wir in der letzten Unterweisung besprochen. Wie kommt es dazu, dass du die Sachen nicht alle trägst?

Johannes antwortet. Nehmen wir an, dass Johannes die Sachen nicht modisch findet.

Ausbilderin: Aha, ich verstehe, Johannes. Dass die Sicherheitsbekleidung nicht grade modisch ist kann ich gut nachvollziehen, mir gefallen auch nicht alle Kleidungsstücke der PSA. Allerdings müssen wir sie tragen, um uns bei manchen Arbeiten nicht zu verletzen. Auf dem Heimweg oder in der Kantine kannst du die gesamte PSA ausziehen. Sei aber versichert, dass dich hier im Betrieb wegen deiner PSA keiner komisch ansieht, wir tragen das ja alle.

Ausbilderin: Kann ich mich darauf verlassen, dass du die PSA in Zukunft immer trägst?

Johannes: Ja, ich trage sie ab sofort immer. Ach Frau Schmitz, trotzdem danke für Ihr Verständnis.

Ausbilderin: Gerne Johannes. Geh jetzt bitte zu deinem Spind und zieh dich direkt um. Danach kannst du weiterarbeiten, du hast ja noch etwas zu tun wie ich gesehen habe. Heute Nachmittag zeig ich dir noch, wie man die Wareneingangskontrolle durchführt. Bis später dann.

Johannes: Bis später.

Im Gespräch sind drei Dinge passiert:

  1. Sie haben Ihre Wahrnehmung geschildert und eine offene Frage mit wie gestellt. Vermeiden Sie das Fragewort warum, es erzeugt häufig einen Rechtfertigungsdruck. Ziel ist hier aber zunächst die Informationsbeschaffung und keine Entschuldigung für sein Verhalten zu erzwingen. Sie wollen auf der Sachebene bleiben.
  2. Sie sind auf die Antwort von Johannes eingegangen. Sie haben ihm zugehört und gespiegelt, dass Sie sein Problem nachvollziehen können und es wichtig finden. Damit transportieren Sie Wertschätzung. Sie haben ihm zudem Wege aufgezeigt, wie er seine “Modebedenken” und Ihr Bedürfnis nach einer vollständigen PSA bei der Arbeit unter einen Hut bekommen könnte. Im Schritt zwei können weitere offene Fragen notwendig sein. Wenn er Ihnen z.B. erzählt, dass die Sachen nicht richtig passen, könnten Sie Fragen: Wie kann ich dich unterstützen, damit du passende Sachen bekommst? Was genau passt denn nicht? Egal wie haarsträubend die Antwort in diesem Teil des Gesprächs ist, bleiben Sie auch hier auf der Sachebene.
  3. Zum Schluß des Gesprächs haben Sie mit einer geschlossenen Frage eine konkrete Verpflichtung eingefordert. Lassen Sie den Auszubildenden hier nicht ausweichend antworten. Hier holen Sie sich das klare Versprechen, dass Sie sich auf Johannes in der konkreten Sache in Zukunft verlassen können. Jetzt sind Sie auf der Beziehungsebene, denn Sie persönlich wollen sein Versprechen.

Bis hierhin war das doch ganz einfach. Sie haben die offene(n) Frage(n) und eine geschlossene Frage kombiniert und der Auszubildende hat Ihnen persönlich versprochen, dass er das Verhalten in Zukunft ändert und seine PSA immer trägt. Sie haben Ihr Ziel erreicht mit zwei-drei Fragen erreicht. Beenden Sie das Gespräch daher zügig und lassen Sie sich nicht auf Entschuldigungen ein. Machen Sie sich eine Notiz, damit Sie später nochmal nachvollziehen können, wann genau Sie das Gespräch geführt haben, und was Johannes Ihnen versprochen hat.

Üben Sie solche ein Gespräch ruhig ein paar mal. Es wird Ihnen zunehmend leichter fallen und irgendwann machen Sie es automatisch so.

Im nächsten Beitrag gehen ich darauf ein, was man machen kann, wenn sich Johannes doch nicht an sein Versprechen hält.

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